Das öffentlich-mediale Echo zu dem bei FUNK ausgestrahlten Video des Künstlers Aurel ist riesig.
Es gilt einiges klarzustellen, was bislang im Diskurs zu kurz kommt:
Was ist Satire? Satire hat den Anspruch künstlerisch spöttisch, reale Probleme zu skizzieren, zu überzeichnen ohne Fakten dabei beiseite zu stellen. Satire ist demnach kein billiger Klamauk. Das Video wird seinem Anspruch nicht gerecht. Es überzeichnet in Teilen dummdreist die Realität und ist nur in einem Punkt wirklich amüsant. Am Schluss als der typische Deutsche mit Tennissocken und Badelatschen dargestellt wird. Diesen Stereotyp bemühen ganz Ägiden von Komikern seit Jahrzehnten. Er hat mir ein Schmunzeln abgerungen. Was aber soll die stümperhafte Darstellung von polizeilichem Handeln? Ist es Satire, wenn die Beamten als dumm und einfältig skizziert werden? Als schießwütige Rassisten, die ihr Handeln lediglich auf die Hautfarbe ausrichten? Wo ist der Zweck, was das Ziel?
Weshalb stellt man nicht satirisch und karikaturistisch die Unzulänglichkeiten bei der Ausstattung dar? Oder weshalb beschäftigt man sich nicht mit dem Problem, dass man personell schlecht aufgestellt ist? Weshalb nicht mit immer größer werdenden kriminellen Phänomenen wie Clan-Strukturen und Cyber-Kriminalität?
Weil es nicht in das Weltbild passt. Weil es zu komplex für den künstlerischen Horizont ist. Weil man damit nicht auf den Zug des Polizei-Bashings aufspringen kann.
Satire ist auszuhalten - wenn sie Satire ist. Abartiger und billiger Klamauk ist entweder zu ignorieren oder zu verurteilen. Ich wurde zu dem Video in den vergangenen Tagen befragt. Eines ist mir hierbei klar geworden. Ich hätte sofort entrüstet sein müssen, war es aber nicht. Ich war es nicht, weil dieses Video mich nicht einmal mehr so tief trifft, wie es das sollte. Wir Polizisten sind meist mit einer harten Haut gesegnet an denen solche Videos mitunter abprallen. Ähnlich gelagerte Aussagen sind an der Tagesordnung. Der Nährboden, den solche Diffamierung bietet, hilft all denjenigen, die unseren Staat ächten. Denjenigen, die ihn links und rechts aus eigensüchtigen Motiven untergraben oder anderweitig proaktiv und überzeugt bekämpfen. Ja, ich hätte deutlich lauter und erboster reagieren müssen. Mittlerweile erzürnt mich das bloße Nachdenken darüber ins Unermessliche.
Wo aber ist der Aufschrei gegen solche mutwilligen Unterstellungen? Weshalb haut ein Innenminister nicht auf den Tisch und weist solche Aussagen von der Polizei? Wieso stärkt die Politik der Polizei nicht den Rücken, sondern überlässt sie sich selber und den medialen Shitstorm über sie hereinbrechen? Wieso dürfen Laien-Videos die Deutungshoheit über polizeiliche Maßnahmen erlangen? Zählt noch der Rechtsstaat oder schon die Lynchjustiz aus Smartphone-Journalisten und selbsternannten (Polizei-)Experten?
Wir brauchen ein gesellschaftliches Aufbäumen, keine zunehmende Destabilisierung der Polizei. Und wenn öffentliche-rechtliche Sender wie ARD und ZDF über ein Medium wie FUNK und seiner jungen Zielgruppe solche Ideen auch noch fördern, dann muss man sich Fragen, wessen Geistes Kinder da am Werk sind - ganz davon abgesehen, wie die Produktionen finanziert werden.
Wie aber wird solcherlei Art von TV-Gestaltung aufgenommen? Was macht das mit den Zuschauern? Wenn hierdurch Vorurteile erzeugt und verstetigt werden, haben wir das, was eigentlich kritisiert werden sollte - eine Form des Rassismus. Rassismus gegenüber einer Berufsgruppe, und zwar pauschal. Erst verurteilen, dann vielleicht auch aufklären, was aber gar nicht im Interesse ist. Das korrumpiert das Thema Rassismus als gesellschaftliches Problem und legt den Fokus auf etwas ganz anderes.
Wenn man das tut, schwimmt man gut in einem neuen Anti-Polizei-Mainstream mit. Der ist augenscheinlich modern, billig und einfach zu verkaufen. Gemeinschaftlich auf jemanden eintreten, erzeugt scheinbar ein Gefühl von Stärke, die einem selbstreflektiert zu fehlen scheint. Was aber, wenn man selbst einmal am Boden liegt und Hilfe braucht? Wenn man Opfer von Straftaten wird? Wenn man beim Verkehrsunfall auf fremde Hilfe angewiesen ist? Dann ist das eben noch Gesagte plötzlich vergessen und der Ruf nach der Polizei wird laut.
Und die Polizei erscheint, sie hilft, sie fragt auch nicht nach, was noch zuvor war. Denn das ist ihr Job. Das sind Frauen und Männer, die nicht morgens zur Arbeit gehen, um ihrer persönlichen Willkür freien Lauf zu lassen. Das sind Ehefrauen, Familienväter, Söhne und Töchter, die ihren Beruf aus Überzeugung machen. Am Bürger, für den Bürger - selbst, wenn dieser sie eigentlich verteufelt. Jeden Tag, immer wieder!
Patrick Seegers
Landesvorsitzender