07. November 2023

Führungskräfte-Dialog der DPolG Niedersachsen

„Alle Menschen sind gleich viel wert!“

  • Jan Blech und Patrick Seegers

Für den 02. November 2023 hatte die DPolG Niedersachsen im Rahmen der diesjährigen Klausurtagung des Landesvorstandes zu ihrem Führungskräfte-Dialog in den Swisslife-Campus Hannover eingeladen.

Als Impulsgeber konnte mit Jan Blech der Vorsitzende des Vereins VelsPol e.V. Nordwest gewonnen werden.

VelsPol ist das Mitarbeiternetzwerk für LSBTI in Polizei, Justiz und Zoll. Dienstlich ist er in der Polizeidirektion Lüneburg als Ansprechpartner für dieses Thema für die Hälfte seiner Dienstzeit freigestellt.

Jan referierte zu der Überschrift „LSBTIQ+ emotionale und rechtliche Herausforderungen für die polizeiliche Praxis“.

„Queere Themen sind Teil der demokratischen Resilienz, und deshalb so wichtig, gerade auch für uns als Polizeibeamtinnen und -beamte“, betonte Jan und fuhr fort: „Wenn ich gefragt werde, ob es nichts Wichtigeres gibt, sage ich immer, es gibt viele wichtige Themen und dies ist eines davon.“ In einem auch sehr emotionalen Vortrag gelang es Jan, die Teilnehmenden schnell mit dem Thema vertraut zu machen, sie auf seine sehr empathische Art zu sensibilisieren und die Zielrichtung seiner Botschaften zu verdeutlichen.

„Ich wusste nicht, dass ich sagen kann, ich bin schwul!“

Jan beschrieb ein auch für ihn prägendes Erlebnis: Er nahm mit weiteren Polizisten an einem Christopher Street Day teil und hatte dort einen Info-Stand für die Ansprechpersonen LSBTIQ aufgebaut. Nach einiger Zeit kam ein junger Mann, lächelte und sagte: „Ich beobachte Euch schon eine Weile. Toll, dass ihr auch hier seid. Am 1.10. fange ich bei der Polizei in Niedersachsen an. Aber ich wusste nicht, dass ich sagen kann, ich bin schwul!“

„Scheiß Schwuchtel!“

Aus dem eigenen Erleben gab Jan einige Beispiele von sexualisierten Angriffen gegen Menschen aus der Queer-Community. „Es ist eben nicht nur auch eine Beleidigung, es ist eine klare Diskriminierung von Menschen und es ist ein Staatsschutzdelikt, wenn solche Worte fallen, weil es der politisch motivierten Kriminalität zugeordnet und für die Ermittlungen in Niedersachsen eine Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft in Göttingen eingerichtet wurde“, erklärte Jan.

Die Folge dieser Zuordnung: Solche Beleidigungen können als Delikt nicht eingestellt werden.

Es bleibt eben nicht bei Beleidigungen. Seine beispielhafte Aufzählung der Angriffe auf Menschen der queeren Community, nicht selten auch mit tödlichem Ausgang, macht betroffen.

In fachlich sehr fundierter Form gab Jan in den fast zwei Stunden seines Vortrages auch Hintergründe zu Transgender, intergeschlechtlichen Personen und weiteren Geschlechtsidentitäten.

Aus dem Plenum ergab sich daraus eine engagierte Diskussion zum Verhalten gegenüber Personen, die sich erst an einem polizeilichen Einsatzort zu einem Geschlecht bekennen.

Auch im internen Personalbereich der Polizei kann es zu Irritationen kommen, wenn z.B. eine Mitarbeitende ab sofort mit einem männlichen Vornamen angesprochen werden und den männlichen Dienstgrad führen möchte. „Hier ist die niedersächsische Landespolizei aber bereits auf einem sehr guten Weg und auch die Beihilfe hat sich in Bezug auf die notwendigen medizinischen Kosten für den Wechsel des Geschlechts schon gut und in die richtige Richtung entwickelt“, machte Jan deutlich. 

Patrick Seegers bedankte sich bei Jan Blech im Namen der DPolG Niedersachsen sehr herzlich mit einem kleinen Geschenk:

„Das Thema ist tatsächlich ein wichtiges, das hast Du uns heute sehr deutlich gemacht. Wir wollen als DPolG, wie bisher auch, gern unseren Beitrag für mehr Sichtbarkeit und Gleichstellung leisten.“

Dirk Hallmann

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