14. Oktober 2021

Harsefeld: Tödliche Schüsse gegen psychisch gestörte Angreifer

DPolG Niedersachsen fordert deutliche Entlastung der Polizei durch psychiatrische Ambulanzen

Nach den Geschehnissen in Harsefeld erneuert die DPolG Niedersachsen ihre Forderung, die Polizei von der Verantwortung für psychisch gestörte Personen zu entlasten und dafür die sozialpsychiatrischen Einrichtungen der Kommunen finanziell und vor allem personell zu stärken.


Die Polizei hat nicht die medizinischen Kenntnisse und die Polizeizellen sind die falschen Verwahrorte für kranke Menschen. Es dauert oft viel zu lange, bis die Entscheidungen fallen, diese Personen in psychiatrische Kliniken einzuweisen und es fehlen die Vorwarnstufen zur Bewertung der Gefahr, weil es zu wenige Fachkräfte in den Einrichtungen gibt. Wenn es dann zu einem hochemotionalen Gewaltausbruch einer Person kommt, muss die Polizei reagieren, zum Schutz anderer und zum Selbstschutz.


Gefühlt sind diese Situationen in den letzten Jahren gestiegen, auch weil in Deutschland viele Menschen angekommen sind, die viel Gewalt erlebt haben und dadurch traumatisiert und psychisch schwer geschädigt sind. Auch die Bereitschaft, Messer mitzuführen und diese auch einzusetzen, ist in den letzten Jahren angestiegen, berichten unsere Kolleginnen und Kollegen. Niemand schießt, ohne danach schwer belastet zu sein Der Einsatz der Schusswaffe ist für Polizeibeamtinnen und -beamte immer ein traumatisches Ereignis.


Die Entscheidung, den Finger zu krümmen und dabei zu wissen, dass das polizeiliche Gegenüber großen körperlichen Schaden nehmen wird, vielleicht verstirbt, ist für die Einsatzkräfte immer schwer belastend, oft für das ganze Leben.
Umso unverständlicher ist es, wenn den betroffenen Polizistinnen und Polizisten von Kritikern reflexartig leichtfertiges Verhalten vorgeworfen wird.

Auch deshalb wurde vor vielen Jahren die DPolG-Stiftung gegründet (www.dpolg-stiftung.de), um einen Ort zur Regeneration zu gestalten.

 

Hoher Ausbildungsstand
„Wir haben einen hohen Ausbildungsstandard, in dem Stresssituationen und Deeskalationsstrategien vermittelt werden“, so Seegers, „aber obwohl hier Handlungen geübt und auf schwierige Situationen vorbereitet wird, sind Übungen unter Laborbedingungen und hochemotionale Praxissituationen kaum zu vergleichen“, macht der Landesvorsitzende der DPolG Niedersachsen, Patrick Seegers, deutlich.

Schusswaffengebrauch auf niedrigem Niveau
Fakt ist, dass der polizeiliche Schusswaffengebrauch in Deutschland seit Jahrzehnten auf sehr geringem Niveau verbleibt. Auch der daraus resultierende Personenschaden (verletzt oder getötet) ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr niedrig.

„Das spricht für unsere Ausbildung und die Grundhaltung der Polizei in Deutschland, auch wenn jeder verletzte oder getötete Mensch einer zuviel ist“, betonte der DPolG-Chef. „Unsere Kolleginnen und Kollegen sind keine Pistoleros! Wer das suggeriert, will offensichtlich das Ansehen der Polizei beschädigen, aus welchem ideologischen Grund auch immer“.

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