Informationsaustausch zu KI-Tools bei Kinderpornografie
Am heutigen Tag (12.09.) besuchte unser stellv. Landesvorsitzender Lars Hitzemann auf Einladung der CDU-Fraktion den niedersächsischen Landtag zu einer Veranstaltung zum Thema „Einsatz und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Bekämpfung von Kinder- und Jugendpornographie“.
Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) Niedersachsen weist für das Jahr 2021 einen dramatischen Anstieg bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung aus.
Dies ist im Wesentlichen auf einen enormen Anstieg der Fallzahlen bei der Verbreitung von Kinderpornografie (+76%, 3.632 Fälle) und Jugendpornografie (+19,56%, 544 Fälle) zurückzuführen. Die bundesweiten Zahlen sind jedoch noch alarmierender. Hier beträgt der Anstieg bei Kinderpornografie 109% und bei Jugendpornografie 64%.
Im Rahmen von Ermittlungsverfahren werden riesige Datenmengen bei den Beschuldigten sichergestellt. Nicht selten haben die Dateien mittlerweile eine Speichergröße von mehreren Terabyte. Eine rein manuelle Sichtung der Bild- und Videodateien ist inzwischen angesichts der permanent steigenden Datenmengen nahezu unmöglich geworden. Der Einsatz von KI-basierter Software, die interne Speichermedien und gehostete digitale Inhalte systematisch analysiert und treffgenau pornografisches Material herausfiltert, kann die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden entscheidend erleichtern und die Strafverfahren beschleunigen.
Die Generalstaatsanwaltschaft Köln entwickelt in Zusammenarbeit mit einem privaten Softwareanbieter derzeit ein Analysetool, das abhängig von der Datenmenge und der ausgewählten Methode den Analyseprozess in einem überschaubaren Zeitraum von einigen Stunden abschließt und einen Analysereport erstellt, mit dem die Strafverfolgungsbehörden dann weiterarbeiten können.
Der Leitenden Oberstaatsanwalt Markus Hartmann von der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC NRW) sowie Ministerialrat Bodo Koch, Leiter des Referats Informationsstrategie und -technik der Polizei im hessischen Ministerium für Inneres und Sport referierten in kurzweiligen Vorträgen hierzu.
OStA Hartmann präsentiert in einem exzellenten Fachvortrag den Stand des Projekts AIRA und seine Erfahrungen mit der Zusammenarbeit des im Rahmen eines Vergabeverfahrens ausgewählten Softwareunternehmens.
MR Koch informierte über das Vorgehen der hessischen Polizeibehörden bei der Auswertung von Massendaten im Rahmen der Bekämpfung von Kinderpornografie. Bei dieser Gelegenheit gewährte er gemeinsam mit einem Kollegen auch einen kurzweiligen Einblick in die Digitalisierungsoffensive der hessischen Polizei „INNOVATION HUB 110“ und demonstrierte an einem Beispielfall die Funktionalitäten.
„Gerade auch im Arbeitsbereich KiPo/JuPo gibt es viele Facetten, die beleuchtet und zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes unserer Kolleginnen und Kollegen eingehend diskutiert und dann auch schnellstmöglich umgesetzt werden müssen. Sei es die personelle und technische Ausstattung, die innovative KI-Unterstützung, eine beschränkte Verweildauer zum Schutz der Bediensteten, aber auch Kompensationsmöglichkeiten für diese enormen alltäglichen Belastungen und Erschwernisse. Diese Veranstaltung für Fachkräfte zur Erweiterung des Wissens, zur Beantwortung von Fragen und der anschließenden Diskussion über Übertragbarkeiten auf die Polizei Niedersachsen war sinnvoll und gibt Impulse für zukünftig mutiges aber auch notwendiges Vorgehen“, resümierte Lars Hitzemann.
Mehr siehe Polizeispiegel Juli/August 2021 ab Seite 49.