Sprengungen von Geldautomaten sind lebensgefährlich - für Unbeteiligte, Polizeikräfte und Täter
Keine Gelegenheit zur Tat – Geldautomatensprengungen konsequent verhindern
Geldautomatensprengungen durch rücksichtslose Banden nehmen kein Ende.
Nachdem bei einer der Verfolgungsfahrten in der Nähe von Melle nach Sprengung eines Geldautomaten Polizeibeamte verletzt worden sind, wurden unsere Befürchtungen erneut bestätigt.
Welches Risiko ist noch vertretbar? Welchen Anteil zur Verhinderung solcher Straftaten leisten die Banken? Welche Wege helfen wirklich?
Verfolgungsfahrten sind gefährlich
Christian Albert, DPolG-Vorsitzender im Direktionsverband Osnabrück und selbst bereits an derartigen Einsätzen beteiligt, stellt dazu fest: „Nacheile, Verfolgung und Festnahme der Täter sind gefährlich und kompliziert - von den explosiven Fahrzeugen mal ganz zu schweigen. Diese Gefahren werden derzeit ausschließlich auf dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen ausgetragen. Das geht so nicht weiter, jeder verletzte Kollege ist einer zu viel.“
Die eingesetzten Beamtinnen und Beamten müssen sich unter hoher Anspannung stets die Frage stellen, ob Verfolgungsfahrten mit hohen Geschwindigkeiten nicht abzubrechen sind, um weitere Gefahren zu vermeiden. Neben den bereits bekannten Maßnahmen, die im europäischen Ausland erfolgreich sind, gibt es aber weitere Möglichkeiten, der Bedrohungen durch GAA-Sprengungen Herr zu werden.
Banken in der Pflicht
Die DPolG Niedersachsen fordert die Banken auf, ihren Beitrag dazu zu leisten, dass sich Geldautomaten-Sprengungen nicht lohnen. Patrick Seegers, DPolG-Landesvorsitzender sagt dazu: „Wenn wir in unsere Nachbarländer schauen, liegen Lösungen auf dem Tisch. Dänemark hat das Bargeld- und somit Automaten-Angebot drastisch reduziert und somit Tatanreize minimiert, in den Niederlanden sind die wenigen vorhandenen Automaten mit Tinte oder ähnlichen Varianten versehen, die das Geld bei einer Explosion unbrauchbar machen. Wenn sich die deutsche Bankenwirtschaft weiterhin nicht in der Lage sieht, Tatgelegenheiten zu reduzieren, muss das gesetzlich vorgeschrieben werden, wie es Innenministerin Behrens bereits zur Diskussion gestellt hat.“
Seegers führt dazu weiter aus: „Die Banken sind in der Pflicht, ihre Gebäude optimal zu sichern. Dass das mitunter nicht einfach ist, ist uns bewusst, aber notfalls müssen die Banken Sicherheitsdienste beschäftigen oder die Automaten zur Nachtzeit leeren. Untätigkeit gefährdet sowohl Dritte als auch Polizei unmittelbar.“
Die Tätergruppierungen stammen meist aus den Niederlanden, entwenden dort oder im deutschen Grenzbereich hochmotorisierte Fahrzeuge und Kennzeichen, laden die Fahrzeuge mit Sprengstoff und Benzin voll und gehen in Deutschland auf Raubzug.
Eine Strafverfolgung in Zusammenarbeit mit den Niederlanden ist möglich, jedoch wachsen da, wo ein Täter gefasst wird, zur gleichen Zeit zwei neue nach. Es gibt also nicht den einen Ansatz, sondern es braucht die Kombination von präventiven und repressiven Maßnahmen aller beteiligten Akteure.
Bargeld reduzieren – Tatgelegenheiten minimieren
Man muss dazu auch gesamtgesellschaftlich einen Schritt gehen, der bisher in Deutschland noch nicht so sehr Anklang gefunden hat - den Schritt weg vom Bargeld.
Bargeldabhebungen an Automaten wären unnötig und es bestünde darüber hinaus die Möglichkeit, Bargeldauszahlungen gänzlich in Supermärkte, Tankstellen etc. zu verlagern. Skandinavien sollte hier Vorbild sein.