11. März 2021

Wissenschaftliche Studie zum Polizei-Alltag in Niedersachsen – Was haben wir zu erwarten? Was sollten wir erwarten dürfen?

Noch kein Jahr ist es her, da sind die weitreichenden Ankündigungen zu Polizeistudien in Bund und Ländern in aller Munde gewesen. Neben einer bundeseinheitlichen Studie kündigte Innenminister Pistorius im Juli 2020 zusätzlich an, eine eigene niedersächsische Studie auf den Weg bringen zu wollen, die den Alltag der Polizei genauer beleuchten solle. Kurz darauf wurde ebenso bekannt, dass das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) gemeinsam mit der Hochschule der Polizei eine Studie zu Vorurteilen und Einstellungsmustern durchführen will. Eine eher undurchsichtige Gemengelage, dessen Struktur und Intention bisher wenig ersichtlich sind.

Unklar war bisher, wer eigentlich was, auf welche Weise, wann und wie erforschen will. Das Studienobjekt „Polizei“ war also geboren. Zumindest für die von Innenminister Pistorius angekündigte Studie sollte es eine umfassende und frühzeitige Einbindung der Personalvertretungen und Gewerkschaften geben. Die Motivation zu den genannten Studien scheint vielleicht auch pandemiebedingt ein wenig abgeflacht zu sein, wie ist es sonst zu erklären, dass eine Einbindung aller Gewerkschaften bis dato nicht in dieser Form stattgefunden hat?

An der Polizeiakademie Niedersachsen sind Frau Dr. Jacobsen und Herr Dr. Bergmann mit einer Studie mit dem Titel „Polizeipraxis zwischen staatlichem Auftrag und öffentlicher Kritik“ beauftragt. Seit dem 01.01.2021 verfügt die Polizeiakademie zudem über das neu gegründete Institut für Kriminalitäts- und Sicherheitsforschung, kurz IKriS. Es scheint also doch etwas zu passieren.

„Wissenschaft ist im Kontext polizeilichen Handelns ein wichtiger Baustein zu einer bürgerorientierten und modernen Polizei“ so der Landesvorsitzende Patrick Seegers. „Basis der täglichen Arbeit im Polizeidienst bleibt allerdings die dienstliche Praxis – Veränderungen und Verbesserungen erreicht man also nur gemeinsam und im gegenseitigen Austausch!“

Die DPolG Niedersachsen fordert daher, dass transparent und verständlich dargelegt wird, was nun durch wen mit welchem Ziel erforscht werden soll oder wird. Um dahingehend Aufklärung zu betreiben, hat die DPolG Niedersachsen Frau Dr. Jacobsen und Herrn Dr. Bergmann zu einem Gespräch eingeladen. Patrick Seegers dazu: „Wir freuen uns auf einen produktiven Austausch. Es bringt nichts, wenn an den KollegInnen vorbei geforscht wird anstatt sie mit ins Boot zu holen.“

Seitens des Innenministeriums hat man nun zumindest angekündigt, dass der Zwischen- sowie der Abschlussbericht im Nachgang vorgestellt und diskutiert werden soll. Seegers dazu: „Unsere Befürchtung, dass man eine wie auch immer ausgestaltete Studie über die Kolleginnen und Kollegen fertigt, anstatt MIT Ihnen unter angemessener Beteiligung, scheint sich zu erfüllen.“

Die DPolG Niederachsen ist jederzeit offen für sachliche und ergebnisoffene Diskussionen. Alleingänge, Studien hinter der verschlossenen Tür und fehlende Kommunikation sorgen jedoch dafür, dass die Fragezeichen mehr und die Vorbehalte größer werden.

„Unser gemeinsames Ziel muss es sein, festzustellen, wo der Schuh drückt, eine Basis für Verbesserungen zu schaffen und mit Fehlern und unzureichenden Umständen sachlich-transparent und progressiv umzugehen. Das geht nur gemeinsam und dafür muss man Mitarbeiter, Personalvertretungen und Gewerkschaften frühzeitig, allumfassend und offen einbinden.“ fordert der Landesvorsitzende.

Mitte Februar hatte Innenminister Boris Pistorius einmal mehr im Plenum des Landtages deutlich gemacht, dass er absolutes Vertrauen in die niedersächsische Polizei hat und eine offene Fehlerkultur Teil einer zukunftsgewandten Polizei sein muss. Dem stimmen wir vollumfänglich zu. Vertrauen beruht allerdings auch auf Gegenseitigkeit und Verlässlichkeit.

An getätigten Aussagen muss man sich nun messen lassen. Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung – Partizipation, Transparenz und eine eigene Fehlerkultur wären der Zweite!

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